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Es gibt wenige Völkergruppen, die so sagenumwoben sind, wie die Kelten. Die aktuelle Forschung und Völkerkunde konnte nachweisen, dass die Kelten eine hoch zivilisierte Kultur hatten.

Archäologen, Sprachwissenschaftler und Anthropologen sind sich nicht einig: hat es die „Kelten“ als Volk gegeben oder wurden mehrere Völker in ihrer späteren Phase als ‚Kelten‘ bezeichnet?

Die meist verbreitete These -die alle Forschungsbereiche akzeptieren- basiert auf Forschungsergebnissen, nach deren Erkenntnissen sich die keltische Kultur in der Eisenzeit entwickelte (800 – 450 vor Christus). Die Erkenntnisse sind jedoch nicht einheitlich, manche Quellen weisen auch darauf hin, dass es bereits 2000 vor Christus Kelten gegeben hat.
Die Unterschiede in der Quellen-Informationen basieren auf den Forschungsdisziplinen. Je nach Fachgebiet oder Sichtweise bedeutet der Begriff Kelten beispielsweise Siedlungsgemeinschaften mit einer ähnlichen materiellen Kultur (archäologische Definition), denselben Gebräuchen und Glaubensvorstellungen (ethnologische Definition) oder eine mittel- und westeuropäische Sprachengemeinschaft (sprachwissenschaftliche Definition).
Gesichert scheint, dass die Handwerkskunst der Eisenbearbeitung als Bindeglied zwischen den Völkern von Ostfrankreich über Süddeutschland bis Ungarn wirkte. In der späten Eisenzeit breitete sich die keltische Kultur über den Wasser- und Landweg bis zum Atlantik und dem Schwarzen Meer  aus.
In der Region Hegau und Baar, zählten die Donau, der Rhein und der Bodensee zu den wichtigsten Wasserwegen.

Die Kelten haben mit den Christen eine Synchronizität. Religiöse und soziale Lebensweisen sind ähnlich. Ein Volk, das sich Christen nennt, gibt es nicht. Dennoch weist der Begriff ‚Christen‘ auf ein mehrheitlich gemeinsames,  soziales Verhalten und eine Glaubensrichtung hin. Selbst wenn diese in sich sehr viele unterschiedliche Auslegungen und Überlieferungen haben kann.

Da wenig Schriftstücke über die Kelten erhalten blieben, basieren die meisten schriftlichen Funde auf lateinischer Sprache und griechischer Sprache. Lateinisch bedeutet „celtae“ galli, während die Griechen „keltoi“ mit galatai, „die Tapferen, Edlen“ übersetzten.

Als „Gold der Kelten“ wurde das Salz bekannt. Salz war ein natürliches Konservierungsmittel, lebenserhaltend und als seltenes, „heiliges“ Naturprodukt bekannt. Die keltische Vokabel für „heilig“ ist „hall“. Der Salzabbau wurde im großen Stil vorgenommen. Viele archäologische Funde und Namen zeigen dies. Es entstanden Bergwerke und Salzhandelsrouten.
Der Archäologe Paul Reinecke (1872 – 1958) teilte die ausgehende Bronzezeit und die frühe Eisenzeit in vier Hallstatt-Perioden, Hallstatt A-D. Darin gehören HaA (1200 – 1000 v. Chr) und HaB (1000 – 800) zur bronzezeitlichen Urnenfelderkultur, HaC (800 – 650 v. Chr.) und HaD (650 – 475 v. Chr) zu der eisenzeitlichen Hallstattkultur.  Seine Periodisierung hat bis heute Gültigkeit und ist wissenschaftlich anerkannt.

Die Griechen hatten für alle Völker, die nicht griechisch sprachen, die Sammelbezeichnung Barbaren. Das Sanskrit-Wort barbarāh kann damit verglichen werden, es bedeutet ‚Stammler‘ und wird als Sprachbezeichnung fremdartiger Völker verwendet.
Erst zu einer späteren Zeit, als die Kelten Rom überfallen und besetzt hatten, veränderte sich die Wortbedeutung „Barbaren“ in die heute noch gängige Variante. Damals war es ein fremdartiges Volk, das eine andere Sprache hatte. Heute bedeutet das Wort etwas ganz anderes.

Neben ihrem ausgeprägten Handel, der Landwirtschaft, der Waffen- und Schmiedekunst hatten die Kelten auch eine Berufsgruppe, die Druiden. Prof. Dr. Bernhard Maier, Professor der Religionswissenschaft an der Universität Tübingen schreibt in seinem Buch „Die Kelten – Geschichte, Kultur und Sprache“ über die Druiden auf S. 122: „Die Spärlichkeit des Schriftgebrauchs bei den vorchristlichen Kelten bringt es mit sich, dass unsere Kenntnis des altkeltischen Wortschatzes und damit auch des keltischen Weltbilds große Lücken aufweist.“ und auf Seite 126  „Jedenfalls waren die Druiden spätestens seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. als eine Art von keltischen Philosophen bei Griechen und Römern bekannt und geschätzt.“
Die Druiden sammelten Wissen und gaben dieses Wissen weiter.

In unserer Moderne, einer Zeit in der Stress und Hektik zum Alltag gehören, fühlen sich immer mehr Menschen zu den alten Traditionen hingezogen. Es gibt unzählige und sehr verschiedene Gruppierungen mit unterschiedlichen Ausrichtungen.

Ganz gleich aus welcher Disziplin betrachtet, die Region Hegau, Bodensee und der Baar zählte nachweislich zum ‚keltischen‘ Siedlungsraum.

Was heute als ‚keltische Kultur‘ vermutet wird, ist weder wissenschaftlich belegt noch gesichert. Es entspricht einer Sammlung von Wahrnehmungen und Überlieferungen von Riten, die meist den natürlichen Abläufen angepasst sind. Wo und welchen Ursprung die Riten haben, ob sie wirklich von den Kelten überliefert wurden, das weiß niemand. Viele der ‚Überlieferungen‘ stammen aus den Vereinigten Königreichen, Irland und Schottland.

In Anlehnung an archäologische Funde werden von wissenschaftlich arbeitenden Forschern Interpretationen als vermutete ethnologische Möglichkeiten beschrieben. Je mehr Forscher zu der gleichen Vermutung kommen, umso wahrscheinlicher ist Annahme, dass das zu stimmen scheint. Wieviel dabei, wer von wem abgeschrieben hat, bleibt unberücksichtigt.
Ob die alten Druidenorden aus den Vereinigten Königreichen, Irland und Schottland dieses Wissen ergänzen könnten ist unklar. Bei den alten Versen beginnt bereits die Uneinigkeit. Manche sind der Überzeugung die germanischen Göttersagen der EDDA wären Teil der alten Verse, andere meinen, es handelt sich um andere überlieferte Verse. Was bedeutet: alten Verse blieben in Teilen überliefert, jedoch nur in Teilen. Alles, was in Teilen ist, könnte dem Vergleich mit einem unvollendeten Puzzel standhalten. Das Ganze zeigt sich erst in Betrachtung ALLER Teile.

In seinem Artikel ‚Die Kelten am Rande der antiken Staatenwelt‘ beschreibt Ludwig Pauli „Was die Kelten selbst über Herrschaft und Staat dachten, wissen wir leider überhaupt nicht. Sie benutzten zwar in der Spätzeit, vielleicht schon ab dem 3.Jahrhundert v. Chr. die Schrift, vermutlich in Anlehnung an das griechische Alphabet. Aber sie gebrauchten sie bestenfalls für Listen und Notizen, die sie auf vergänglichem Material festhielten.“ und „So schreibt Caesar an anderer Stelle über die Weigerung der Kelten, die heiligen Überlieferungen der Druiden zu fixieren: „Sie halten es für Frevel, diese Verse aufzuschreiben, während sie in fast allen übrigen Dingen im öffentlichen und privaten Bereich die griechische Schrift benutzen.“.

Betrachten wir beispielsweise die Forschungsergebnisse rund um das Leben auf der Heuneburg. Die Heuneburg war „während ihrer Blütezeit zwischen 650 und 450 v. Chr. das bedeutendste Siedlungs-, Handels- und Machtzentrum nördlich der Alpen.“ Die weit reichenden Handelsverbindungen der dort lebenden Menschen, u.a. Verbindungen zu den Pythagoräern, eröffnen unter anderem die Frage: Wenn einige der dort lebenden Menschen sehr gute Griechisch-Kenntnisse hatten, weswegen gehen Forscher davon aus, dass sie vielleicht erst ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. die Schrift und das griechische Alphabet nutzten?

Es gibt auch selbstkritische Wissenschaftler. So ist beispielsweise in der EAZ – Ethnographisch-Archäologische ZeitschriftJahrgang 54, 1/2 (2013), S. 110 zu lesen „Nicht nur die Verwendung als Volksbegriff verursacht die Problematik innerhalb der Wissenschaft (en). Der Keltenbegriff ist im Laufe seiner Verwendungsgeschichte auf wis-senschaft licher Ebene vielfältige Verbindungen eingegangen – es gibt keltische Münzen, keltische Sprachen, keltische materielle Kultur, keltische Gesellschaft , keltische Religi-on usw. –, doch werden diese ursprünglich teilweise durchaus nur für Einzelphänome-ne gedachten und verwendeten Verbindungen durch den immer gleichlautenden Kel-tenbegriff in der Vorstellungswelt von Forschern und Laien gleichermaßen wie Folien übereinandergelegt, so dass sich letztendlich ein Pseudo-Gesamtbild (= ein Volk, eine Kultur) ergibt, obwohl die ursprünglichen Einzelphänomene sich inhaltlich gar nicht in Deckung bringen lassen – dies schon allein deshalb nicht, weil die Verbindungen teilweise verschiedenen akademischen Fächern und damit Forschungstraditionen entspringen und damit gar nicht denselben Gegenstand meinen können.“

Bernhard Maier schreibt im Vorwort von „Druiden“: „keltische Druiden zählen zu den bekanntesten und zugleich rätselhaftesten Gestalten des corchristlichen Altertums. Darüber hinaus gehören sie zu den populärsten, doch auch widersprüchlichsten Identifikationsfiguren des gegenwärtigen Neuheidentums“. und in der Schlussbetrachtung, S. 119 ff „Was die Druiden waren, was sie taten und was sie lehrten, bleibt trotz – oder vielleicht gerade wegen – aller Fortschritte der archäologischen und philologischen Forschung umstritten, da viele Quellen an entscheidenden Punkten die Auskunft verweigern oder aus verschiedenen Gründen unterschiedlich gedeutet werden können.“ Er kommt zu dem Fazit, dass zwei wesentliche Punkte für die möglichst fundierte Darstellung von Druiden von großer Bedeutung sind: zum ersten der unmittelbare Rückgriff auf die griechischen, römischen und irischen Originalquellen, don denen das bis dato bekannte Wissen letzlich abhängt. Zum zweiten in der kritischen un historisch fundierten Selbstreflexion, die überhaupt erst eine angemessene Deutung dieser Quellen ermöglicht. „So verstanden und praktiziert, kann die Beschäftigung mit den historischen Druiden und ihrem Nachleben nicht zuletzt auch dazu anregen, über die Voraussetzungen und Bedingungne unseres Umgangs mit vergangenen Kulturen im Allgemeinen nachzudenken. Das macht Spaß, schadet nie – und bereichert unsere Gegenwart.“

In „Die Religion der Kelten. Götter.Mythen.Weltbild“ auf S. 153 ff über die Position der Druiden stellt Prof. B. Maier diverse antike Quellen vor, unter anderem Strabon „Bei allen (Galliern) gibt es drei Stände, die besonderes Ansehen genießen, die Barden, die Vaten und die Druiden. Die Barden sind Sänger und Dichter, die Vaten Priester und Naturphilosophen, und die Druiden beschäftigen sich mit Natur- und Moralphilosophie. Sie gelten als rechtschaffen, und deswegen betraut man sie mit der Schlichtung privaer und öffentlicher Streitigkeiten, so dass sie früher sogar Kriege entschieden und Gegner, die sich schon zum Kampf anschickten, davon abhielten. …. Sowohl die Druiden als auch andere sagen, daß die Seelen und die Welt unzerstörbar seien, obwohl dereinst Feuer und Wasser die Oberhand behalten würden.“

Bei den Hegau-Druiden sammeln wir Wissen, das in der Beobachtung der natürlichen Abläufe gebildet wurde. Für die Rituale nutzen wir dieses Wissen für Selbstreflexion.

Die Erinnerung und der Wunsch nach Wiederbelebung des alten Wissens hatte bereits in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder Trendphasen. Auch scheint es eine Flut von Kelten-Büchern und Publikationen zu geben, die Pseudo-Wissen veröffentlichen und damit ernsthaft Suchende in ein sehr seltsames Licht rücken. Wer sich für die Kelten interessiert, wissenschaftlich recherchiert und gleichzeitig Naturspiritualität in sein Leben einbezieht, wird mancherorts kritisch gesehen.

Weg von Orignalquellen und fundierter Wissenschaft, dennoch touristisch wertvoll sind Aktivitäten von Kommunen wie z.B. St. Georgen im Attergau. Die Stadt erstellte mit Mitteln der öffentlichen Hand den Kelten.Baum.Weg als Tourismusmagnet. Dabei wurden einzelne Stationen unterschiedlichen archäologischen Themen gewidmet, naturkundliches auf ansprechende Art auch Kinder vermittelt.
Wird bei solchen kommunalen Aktivitäten erwähnt, dass es sich darum handelt, die Natur einem größeren Publikum näher zu bringen und der Name lediglich in Anlehnung an die keltische Kultur vergeben wurde, jedoch nichts mit Überlieferung zu tun hat, dann ist das eine wunderbare Möglichkeit den Tourismus zu unterstützen.
Ein Lizenzstreit beim Bundesgerichtshof deckt die Quelle solcher Neu-keltischen-Wissenschaft auf. Mangels einer historischen Tragfähigkeit ist der ‚keltische Baumkreis‘ schlicht freie Erfindung. Er lehnt sich weder an die natürlichen Abläufe noch an historische Überlieferungen an.
Ein anderes Beispiel ist der keltische Baumkalender in Mannheim. Außerhalb seines Namens hat er nichts mit Kelten zu tun. Er ist „Eine phantasievolle und kreative Möglichkeit, den einzigartigen Charakter einer jeden Baumart zu erkennen, das Menschliche in der urwüchsigen Natur und die urwüchsige Natur im Menschen zu erspüren.“
Überlieferte Inhalte eines möglichen Baumkreises blieben mir bis dato sowohl volkskundlich alsauch historisch verborgen. Sollte jemand, der dies liest eine entsprechende Info haben, würde ich mich über Kontaktaufnahme freuen. (Karin Pietzek, dagita[ad]hegau-druiden.de)

Ein weiteres Beispiel für das Neu-Keltentum bietet die Stadt Hallein in Österreich. Der Tourismusverbund Hallein entwickelte als Komplementärwährung den Halleiner Kelten Euro.

Neben den freien Erfindungen im Neu-Keltentum gibt es auch archäologisch nachvollziehbare, touristisch nutzbare Beispiel für eine Bewusstseinsförderung, ein Beispiel ist der Keltenweg der Gemeinde Hemmingen. Er führt entlang von keltischen Funden. Auch in Heidelberg wurde ein ‚keltischer Wanderpfad‚ als touristische Attraktion angelegt.

Das Wissen rund um das Leben der Kelten bleibt im Wandel der Erkenntnisse.

Die Hegau-Druiden sind eine Gruppe an Natur und Naturspiritualität interessierter Menschen. Es geht uns dabei darum, individuell die Qualitäten des Jahres, des Jahreskreises und Beobachtungen der Natur für uns zu nutzen. In der Umsetzung erfolgt dies mit Achtsamkeit und Ritualen, Gesprächen und einigem mehr. Wir weisen sehr deutlich darauf hin: Wie die Völker, die heute als Kelten bezeichnet werden, ihre Rituale ausführten, darüber gibt es keine fundierten Erkenntnisse sondern lediglich Erzählungen von Menschen, die das anderen Menschen erzählten und Interpretationen von Wissenschaftlern.
Wir zählen uns zum Neu-Keltentum. Wenn wir in Verbindung mit unserem Handeln von keltischen Riten sprechen, dann sind diese Riten in Anlehnung an die Überlieferungen des OBOD, einem englischen Druidenorden, dessen Wurzeln zu den ältesten Druidenorden weltweit zählen. Doch auch diese Wurzeln können nicht schriftlich nachweisen, ob sie bis in die Zeit der Kelten zurückreichen, da -wie oben beschrieben- die Überlieferungen der Druiden in alter Zeit von Mund zu Mund erfolgten.

Viele am Keltentum interessierte forschen und interpretieren. Werden diese, an individuelle Forschungsergebnisse angepasste Erkenntnisse, öffentlich kundgetan und dazu gesagt, ob es sich um reale Forschungsfakten oder Neukelten-Interpretationen handelt, dann entspricht dies einem fairen Vorgehen sowohl mit der Geschichte als auch den Menschen, die in dem Kelten-Trend auf der Suche nach Erfahrungen sind.

 

 

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